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Watain / Degial - Oberhausen, Resonanzwerk - 22.03.2014

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Watain Black Death TourUrsprünglich sollten WATAIN bereits im Dezember 2013 in Deutschland auf Tour sein, um das aktuelle Album "The Wild Hunt" vorzustellen. Doch "unvorhergesehene Umstände" sorgten dafür, dass die Termine allesamt gecancelt wurden. Wie genau diese Umstände aussahen, wurde nicht erläutert - was Sänger Erik Danielsson zu dem Thema zu sagen hat, kann man in Kürze im ausführlichen Interview nachlesen. Den Fans wurde aber versprochen, mit einem besseren Tourpackage im Frühjahr 2014 zurückzukommen und die Band hält Wort. Zusammen mit den Landsleuten von DEGIAL geht es ab März auf die "Black Death Metal Europea 2014"-Tour, deren zweite Station am Samstag, den 22.03., das Resonanzwerk in Oberhausen ist.

Die Location sorgt im Vorfeld für Verwunderung, denn das Resonanzwerk ist zumindest in Metal-Kreisen noch nicht allzu bekannt. Früher hieß der Laden "Schacht 1", wurde dann komplett renoviert, unter dem Namen Resonanzwerk neu eröffnet und bietet ca. 550 Besuchern Platz. Renoviert heißt in diesem Zusammenhang, dass die Wände im Konzertsaal selber recht hell gehalten sind - was der Atmosphäre bei einem solchen Konzert nicht unbedingt zuträglich ist. Das mag ein subjektiver Eindruck sein, doch in einer Location mit dunklen Wänden fühlt es sich einfach anders an. Ein bisschen überraschend ist, dass das Konzert trotz der Tatsache, dass es Samstag ist, bei weitem nicht ausverkauft ist, was vielleicht an Konkurrenzveranstaltungen im Ruhrgebiet liegen mag - oder doch daran, dass "The Wild Hunt" nicht ganz so euphorisch aufgenommen wurde, wie "Lawless Darkness"? Fast noch komischer fühlt es sich übrigens an, wenn man beim Hauptact ganz allein im Fotograben steht. Letztlich sind es um die 350 Gäste, die an diesem Abend zwar dabei sind, aber nicht gerade für überschäumende Stimmung sorgen. Klar, WATAIN sind keine Partyband, aber besonders im hinteren Teil der Halle beschränken sich die Zuschauer weitestgehend darauf, dem Treiben auf der Bühne zuzuschauen, statt mitzugehen.

DegialSo haben es DEGIAL zunächst auch schwer, die Menge auf Betriebstemperatur zu bringen, was jedoch nicht nur an derer leichten Lethargie liegt, sondern auch am Sound, den die vier Schweden fabrizieren. Räudiger Death Metal der alten Schule, der jedoch keineswegs eingängig stumpf, sondern recht komplex und dadurch schwerer nachvollziehbar ist, wenn man die Songs nicht kennt, ist eben auch keine Musik, zu der man auf Anhieb abgehen kann. DEGIAL positionieren sich irgendwo zwischen ganz frühen DISMEMBER und MORBID ANGEL und versehen ihre Interpretation mit einer schwarzmetallischen Kante, die sparsam eingesetzten Harmonien haben DISSECTION-Flair, was ein stimmiges Package mit WATAIN ergibt. Die Songs des Debütalbums "Death's Striking Wings" werden von DEGIAL mit recht beeindruckender Sicherheit dargeboten und auch die vielen Rhtyhmus- und Tempowechsel bringen die Band nicht aus dem Konzept. Das besteht im übrigen darin, auf Kommunikation mit dem Publikum zu verzichten und die Songs ohne größere Unterbrechung herunterzuholzen. Dementsprechend unaufgeregt ist auch die Bühnenshow, es gibt keinerlei überflüssiges Gehampel und Gepose, sondern mit den Haaren im getünchten Gesicht wird in sich gekehrt gebangt, wo es gerade passt, ansonsten beschränkt sich die nahezu komplett in Leder gekleidete Band auf eine solide musikalische Darbietung.

WATAIN geben auf der Bühne dagegen ein ganz anderes Bild ab. Hier geht es nicht einfach nur darum, die Songs gut zu spielen, sondern es wird extrem viel Wert auf die visuelle Umsetzung des Bandkonzeptes gelegt. Und die ist wieder einmal beeindruckend. Im Hintergrund hängt ein gigantisches Backdrop, das den aus dem "The Wild Hunt"-Artwork bekannten Tempel zeigt, wodurch die Bühne enorm viel an Tiefe gewinnt. Gegenüber den Bühnenbildern der Vorjahre setzt man weniger auf Flaggen und auch die Zahl der Kerzenleuchter auf der Bühne wurde reduziert, auf die beiden großen brennenden Dreizacke hat man aber natürlich nicht verzichtet. WatainIm Vordergrund stehen die ebenfalls bekannten umgedrehten Kreuze mit Tierschädeln, auf der Bühne verteilt liegen viele Knochen und direkt vor dem Schlagzeug steht der kleine Altar, an dem Erik im Verlauf des Konzertes immer wieder rituelle Handlungen vornimmt. Verrottende Tierkadaver macht man keine aus und auch wenn die Band in ihren zerlumpten Bühnenoutfits immer ein bisschen modrig riecht, hält sich die Geruchsbelästigung in engen Grenzen. Unter großem Jubel und zu den eröffnenden Klängen von "Night Vision" kommt Erik mit brennenden Holzstäben auf die Bühne, um die beiden Dreizacke in Flammen zu setzen. Das will beim Linken nicht so recht funktionieren, was den Sänger sichtlich frustriert und wütend schleudert er die Holzstäbe von sich - im Fotograben muss man kurz in Deckung gehen. Das kleine technische Problem ist aber schnell behoben und so züngeln dann wenig später auf beiden Seiten die Flammen nach oben. In blutrotes Licht getaucht, geht es mit dem rasenden "De Profundis" weiter und Erik zieht schnell alle Register. Er windet sich wie eine Schlange um den Mikrofonständer, zuckt wie besessen und lässt sich von unten anstrahlen, um seinem Gesicht eine dämonische Wirkung zu verleihen. Man merkt dem Frontmann zu jeder Sekunde an, dass er seine Musik mit jeder Faser seines Körpers lebt, davon wiederum lebt auch ein WATAIN-Konzert.

WatainDoch auch seine Mitmusiker sind keinesfalls nur Statisten, im Gegenteil. Basser Alvaro Lillo hat eine fast schon animalische Bühnenpräsenz, die durch sein Outfit mit den langen Nägeln an Armen und Beinen noch verstärkt wird, während Livegitarrist Set Teitan daneben mit seiner Glatze und Stolz ausstrahlender Haltung auffällt. Gitarrist Pelle wirkt da auf der rechten Bühnenseite etwas unauffälliger, wechselt aber immer mal wieder zu den anderen beiden auf die linke Seite. Nach dem melodisch-schnellen "Malfeitor" folgt mit "Black Flames March" der nächste neue Song, bevor man sich mit "Puzzles Ov Flesh" und "Devil's Blood" älteren Songs widmet, bei letztgenanntem schleudert Erik das Blut aus einem Kelch in die ersten Reihen des Publikums. Mit "Sleepless Evil" präsentiert man den schnellsten Song des aktuellen Albums, gefolgt vom hymnischen "Legions Of The Black Light" und dem thrashigen "Total Funeral". Den vorläufigen Schluss- und Höhepunkt setzt der epische Titeltrack des aktuellen Albums. Dass die Zugabe-Rufe heute angesichts der latenten Schläfrigkeit des Publikums nicht allzu laut ausfallen, verwundert nicht, trotzdem kommen WATAIN für drei weitere Songs zurück auf die Bühne. Das ungewöhnliche, eingängige "Outlaw", "Sworn To The Dark" und der Klassiker "Serpent's Chalice" setzen den Schlusspunkt unter ein Konzert, das im Hinblick auf das Bühnengeschehen keine Wünsche offenlässt. Ob das Resonanzwerk trotz der großen Bühne und der renovierten Geräumigkeit jeodch die richtige Location für dieses Konzert war, sei dahingestellt.

Andreas Schulz (Info)

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Live-Fotos

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